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TENA ŠTIVIČIĆ

Drei Winter

Übersetzung aus dem Englischen von Karen Witthuhn

Schauspiel · Theater am Domhof
Premiere 05.04.2025
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 50 Minuten, inkl. einer Pause
Einführung: 30 Minuten vor Beginn

 

1945, 1990, 2011. Vier Generationen einer Familie und ein Bürgerhaus aus dem 19. Jahrhundert. Ende des 2. Weltkrieges bekommt die junge Kommunistin Rose Kaiser den Wohnungsschlüssel für ein bourgeoises Haus mitten in Zagreb, in dem ihre Familie in den kommenden Jahrzehnten die politischen Systemwechsel Kroatiens durchlebt. Herzen werden verschenkt und zerbrechen, Ehen werden geschlossen und wieder geschieden, Systeme kommen an die Macht und werden wieder abgesetzt, Gelder häufen sich an und verfliegen wieder im Dunst des Alltags. Träume, Sorgen und Hoffnungen der Einzelnen beziehen sich auf die vorherrschenden Ideologien Monarchie, Kommunismus und Kapitalismus und zeigen, wie sich das große Politische immer ins kleine Private einmischen muss.

19.04.2025Sa. 19:30
25.04.2025Fr. 19:30
27.04.2025So. 19:30
29.04.2025Di. 19:30
10.05.2025Sa. 19:30
13.05.2025Di. 19:30
11.06.2025Mi. 19:30
13.06.2025Fr. 19:30
15.06.2025So. 19:30
18.06.2025Mi. 19:30
19.06.2025Do. 19:30

30 Minuten vor Stückbeginn laden wir Sie zu einer Einführung ins Obere Foyer ein. Hier erfahren Sie Hintergründe zum Stück und zur Entstehung der Inszenierung.

Hinweis für Hörbeeinträchtigte: Das Schauspiel wird durchgehend mit Mikroports gespielt.

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Lexikon

Alexandar Kaiser
Roses Ehemann, wurde nach König Alexander I. Karađorđević benannt. Im Jahr seiner Geburt galt der serbische Thronfolger noch als Hoffnungsträger. Er wurde König des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen und 1934 ermordet. Im Jahr 1945 stand der Name für ein unliebsames, altes System.

Argentinien
Der ursprüngliche Besitzer des Hauses und Karolinas Vater, Theodor Amruš, war Nazi-Kollaborateur und floh nach dem Sieg der Partisanen nach Argentinien. Er tat es vielen Kriegsverbrechern und Kollaborateuren gleich, die vor der Justiz fliehen wollten und in Argentinien Zuflucht fanden.

Ayrton Senna
Als Karl vor seinem Rivalen Igor damit angibt, in fünf Stunden von Zagreb nach Sarajevo zu fahren, lacht ihn Dunja aus und nennt ihn „einen richtigen Ayrton Senna“. Ayrton Senna war ein brasilianischer Automobilrennfahrer und dreifacher Weltmeister in der Formel 1, der 1994, also vier Jahre nach Dunjas Kommentar, bei einem Unfall beim Großen Preis von San Marino tödlich verunglückte.

Der „falsche Braut“-Brauch
Ein alter kroatischer Hochzeitsbrauch: Der Bräutigam kommt gemeinsam mit seinen Gästen zum Haus der Braut und fragt nach ihr. Die Familie versucht nun, den Bräutigam zu betrügen, indem sie ihm eine falsche Braut schenkt. Das kann eine robuste Puppe sein oder ein älteres oder männliches Familienmitglied. Nachdem er betrogen wurde, bekommt der Bräutigam endlich seine Braut zu sehen und sie gehen gemeinsam zur Kirche.

Der General
Im Laufe des Stücks wird immer wieder der General erwähnt. Er und Rose waren im Krieg Genossen bei den Partisanen und er ist ein Grund für Alexandars glühende Eifersucht. Wie eng die beiden miteinander verbunden waren, wissen wir nicht. Im Stück wird erwähnt, dass er nach Titos Bruch mit Stalin 1948 nicht schnell genug die Seite wechselte, sondern Stalin treu blieb und ins Gefängnis kam.

Die Kroatische Heimwehr
wurde 1941 nach der Gründung des Unabhängigen Staats Kroatien gegründet und wurde von den deutschen Besatzungsmächten autorisiert.

EU-Beitritt Kroatiens
Am 01. Juli 2013 trat Kroatien nach einem langen und teilweise schwierigen Prozess der EU bei. Dies wurde schon seit Ende des Kroatienkrieges angestrebt, 2003 begann dann der offizielle Beitrittsprozess.

Fernsehtipp
Die dreiteilige ZDF Doku Balkan in Flammen (in der Mediathek verfügbar) gibt einen ganzheitlichen und informativen Überblick über die letzten 100 Jahre jugoslawischer Geschichte

14. Kongress der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ)
Der Kongress im Januar 1990 war von tiefen Spannungen geprägt. Da der Präsident der Kommunistischen Partei Serbiens, Slobodan Milošević, sich gegen die Zunahme des Nationalismus in den Republiken stellte und die Macht stärker nach Belgrad zentralisieren wollte, verließen Delegierte aus Slowenien und Kroatien den Kongress als symbolischen Akt, um ihre Ablehnung der politischen Richtung zu zeigen.

Kroatienkrieg
Der Kroatienkrieg begann im Frühling 1991. Der Konflikt brach aus, nachdem Kroatien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt hatte, was zu einer militärischen Reaktion der jugoslawischen Volksarmee und serbischen Milizen führte. Der Krieg dauerte bis 1995.

Jugoslawien
war ein von 1918 bis 2003 bestehender Staat in Mittel- und Südosteuropa, dessen Staatsform und -territorium sich im Laufe seiner Geschichte mehrfach änderten. Von 1918 bis 1945 existierte das König - reich Jugoslawien („Erstes Jugoslawien“), danach bestand von 1945 bis 1992 die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien („Zweites Jugoslawien“). Während der Jugoslawienkriege bildete sich von 1992 bis 2003 aus Serbien und Montenegro die Bundesrepublik Jugoslawien, gefolgt 2003 bis 2006 vom territorial und völkerrechtlich identischen Staatenbund Serbien und Montenegro („Restjugoslawien“). Derzeit gibt es sechs international anerkannte Nachfolgestaaten Jugoslawiens: Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien. Der völkerrechtliche Status des Kosovo ist bis heute strittig.

Die Partisanen
auch kroatische Volksbefreiungsarmee genannt, waren unter der Führung von Josip Broz Tito eine bewaffnete, kommunistische Widerstandsbewegung, die während des Zweiten Weltkriegs gegen die Besatzungsmächte (insbesondere gegen das nationalsozialistische Deutschland und Italien) sowie gegen kollaborierende Regierungen kämpfte.

Tena Štivičić
ist die Autorin des Stücks. Sie wurde 1977 in Zagreb geboren und lebt in London. Drei Winter, ein Text, der lose auf der Biografie der Frauen ihrer eigenen Familie basiert, gilt als ihr Durchbruch und wurde unter anderem schon in London, Zagreb, Tokio, Wien, Tirana und Budapest aufgeführt.

Die Ustaša
geführt von Ante Pavelić, war eine rechtsextreme, ultranationalistische, faschistische Bewegung in Kroatien, die während des Zweiten Weltkriegs eine Schlüsselrolle spielte, als sie mit Unterstützung der Achsenmächte den unabhängigen Staat Kroatien (NDH) gründete.

Vrapče
Als Karolina sagt, dass sie in Vrapče war, ist die Antwort sofort: „Auch das noch!“ Vrapče ist und war eine berüchtigte Klinik für Psychiatrie. Bis heute bleibt sie eine der größten und bekanntesten psychiatrischen Kliniken in Kroatien und bietet eine breite Palette von Behandlungen an.

Monika Zima Roses Mutter heißt mit Nachnamen Zima, was auf Kroatisch „Winter“ bedeutet. Sie ist die Figur, von der alles ausgeht. Als einfaches Dienstmädchen sorgte sie dafür, dass ihre Tochter eine Schule besuchen durfte und legte somit einen Grundstein für die Emanzipation der Frauen in dieser Familie.

Interview mit Regisseurin und Dramaturgin

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Besetzung

Alisa Kos: Cora Kneisz
Lucija Kos / Rose Kaiser: Rebekka Biener
Mascha Kos: Magdalene Artelt
Vlado Kos: Thomas Kienast
Dunja Kaiser: Monika Vivell
Karolina Amruš: Sascha Maria Icks
Karl Dolinar: Stefan Haschke
Aleksandar Kaiser, 28 Jahre: Amaru Albancando
Aleksandar Kaiser, 73 Jahre: Ronald Funke
Marko Horvat: Michi Wischniowski
Monika Zima: Nientje C. Schwabe
Igor Maljevič / Marinko: Hans-Christian Hegewald
Nachrichtensprecher (Stimme): Oliver Meskendahl

Inszenierung: Kathrin Mayr
Bühne und Kostüme: Hannah Petersen
Musik: Clemens Mädge
Video: Frederik Werth
Lichtdesign: Julian Rickert
Dramaturgie: Kundry Reif

Regieassistenz und Abendspielleitung: Linda Wiechers
Ausstattungsassistenz: Annemarie Niehaus
Inspizienz: Kiki Timm
Soufflage: Astrid Willnow-Herrmann
Ausstattungshospitanz: Finja Furthmann
Regiehospitanz: Merle Kellenberg
Theatervermittlung: Dietz-Ulrich von Czettritz

Technischer Leiter: Clemens Michelfeit · Produktionsleiter: Felix Ridder · Bühnenmeister: Richard Dannemann · Ton: Tim Klöpper · Requisite: Volker Witte, Nina Paulsmeyer · Maske: Silke Ludger, Neven del Canto, Thorsten Kirchner · Damengarderobe: Naomi Michel · Herrengarderobe: Leon Reith · Dekorationswerkstätten: Tischlerei, Schlosserei, Polsterei, Malsaal und Theaterplastik

Foto: Joseph Ruben

Programmheft

Weitere Informationen zum Stück finden Sie im Programmheft zum Download.