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Der Fliegende Holländer

Romantische Oper von Richard Wagner

Libretto vom Komponisten

Theater am Domhof
Premiere 20.09.2025
Einführung: 30 Minuten vor Beginn
Aufführungsdauer ca. 2 Stunden 45 Minuten, inkl. Pause nach ca. 50 Minuten

 

"Absolut überwältigend! [...] Ganz große Oper in Osnabrück"

Werner Hülsmann, Osnabrücker Nachrichten

"Musiktheater […], das den Vergleich mit großen Häusern nicht zu scheuen braucht."

Ralf Döring, NOZ

Er hat Gott und den Naturgewalten zu trotzen versucht. Deshalb wurde der Fliegende Holländer zum endlosen Umherirren auf den Meeren verdammt. Erlösung kann ihm nur die treue Liebe einer Frau geben. Senta will diese Retterin sein und tritt dem Geheimnisvollen entschlossen entgegen. Zwei extreme Persönlichkeiten stehen sich gegenüber, die sich in ihrer Bedingungslosigkeit ähneln und auch den Tod nicht scheuen.

Dem jungen Richard Wagner gelang mit seiner ersten vollgültigen Oper eine überragende Darstellung der Naturgewalten und des Schauerlichen: ein brodelndes Klangmeer im Ausnahmezustand!

 

„Diese Oper ist ein Sturm, der vorwärtsdrängt. Und genau so will ich die Handlung auf die Bühne bringen: ungebändigt, getrieben, voller Bewegung."

Dennis Krauß, Regisseur

08.11.2025Sa. 19:30
04.12.2025Do. 19:30
25.12.2025Do. 19:30
02.01.2026Fr. 19:30
04.01.2026So. 15:00
09.01.2026Fr. 19:30
17.01.2026Sa. 19:30

Hinweis: In dieser Vorstellung kommt Skroboskoplicht zum Einsatz.

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Die Anregung für den Holländer-Stoff bekam Wagner durch Heinrich Heines Fragment Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski von 1831. Wagner hatte es in Riga gelesen, wo er von 1837–1839 als Kapellmeister tätig war. Als er 1839 die Stelle verlor, musste er tief verschuldet zusammen mit seiner Frau Minna und dem Neufundländer Robber vor den Gläubigern fliehen. Schmuggler brachten die beiden Flüchtlinge und den Riesenhund auf das alte Segelschiff Thetis, mit dem sie nach London übersetzten. Auf der Überfahrt geriet das Schiff in einen schweren Sturm und suchte in einer norwegischen Bucht Schutz. Angeblich ließ sich Minna mit einem Tuch an ihren
Mann binden, um mit ihm gemeinsam zu sterben. Aus Freude über die Rettung sangen die Matrosen Seemannslieder und erzählten sich Gruselgeschichten aus der Welt der Seefahrer. All diese Eindrücke brachten Wagner die Inspiration für den Fliegenden Holländer.

 

Die Handlung

Aufzug: Der Sturm
Ein schwerer Sturm hat Schiff und Mannschaft Dalands heimgesucht und sie vom Heimathafen abgetrieben. Daland beauftragt den Steuermann, Wache zu halten. Erschöpft schläft dieser ein. Unbemerkt betritt ein Mann die Küste. Es ist der Fliegende Holländer. Weil er Gott und den Naturgewalten zu trotzen gewagt hatte, wurde er einst zur Unsterblichkeit verdammt und muss seither bis zum Jüngsten Tag auf dem Meer herumirren. Erlösung kann dem Holländer nur zuteil werden, wenn eine Frau ihm Treue bis in den Tod hält. Um diese finden zu können, darf er alle sieben Jahre an Land. Bisher war seine Suche erfolglos. Daland fasst schnell Vertrauen zu dem ihm unbekannten, aber offensichtlich reichen Kapitän, der Dalands Tochter Senta zur Frau fordert. Daland willigt in den Handel ein.

2. Aufzug: Die Welt
Die Frauen erwarten die Rückkehr Dalands und seiner Männer. Senta boykottiert die Gemeinschaft. Sie hat sich in die Sagenwelt vom Fliegenden Holländer geflüchtet. Ekstatisch verkündet sie, dass sie es sei, die den Holländer von seinen Qualen erlösen werde. Auch Erik, Sentas Verlobter, kann sie nicht von ihrer Manie zu einem Phantom abbringen. Als der Holländer leibhaftig mit Daland eintritt, ist für Senta klar, dass ihr Traum zur Wirklichkeit geworden ist. Entschlossen gelobt sie dem Holländer Treue bis in den Tod.

3. Aufzug: Der Tod
Das Fest anlässlich der Rückkehr von Dalands Männern eskaliert, als die Feiernden nicht nachlassen, die Mannschaft des Holländer-Schiffes zu provozieren. Noch einmal stellt Erik Senta zur Rede und behauptet, sie habe ihm bereits ewige Treue geschworen. Obwohl Senta diese Behauptung zurückweist, glaubt sich der Holländer von ihr verraten. Senta – zum Äußersten bereit - geht in den Tod und bricht damit den Fluch des Holländers.

 

Aufbruch und Sturm

von Juliane Piontek

Die Sage vom Fliegenden Holländer war Anfang des 19. Jahrhunderts ein weitverbreitetes Sujet. Sie reiht sich ein in die damals beliebten Gespenster- und Schauergeschichten (Gothic novel!), aus denen auch Opern wie Webers Freischütz, Marschners Vampyr oder Donizettis Lucia di Lammermoor hervorgingen. Doch Wagner wäre nicht Wagner, wenn es bei der puren Gruselgeschichte geblieben wäre.

Im Fliegenden Holländer steckt zum ersten Mal der ganze Wagner. Mit dieser Oper gelang dem jungen Komponisten nicht nur eine überragende Darstellung der Naturgewalten und des Schauerlichen, sondern er etabliert hier die für ihn so typische Weltschmerzthematik, resultierend aus dem Zusammenstoß von Menschen- und Geisterwelt im Zeichen des Liebestodes.

Richard Wagner zählte gerade mal 26 Jahre, als er 1839 in Paris eintraf. Er war in die Weltmetropole gekommen, um möglichst schnell an der Pariser Opéra Karriere zu machen. Unterstützung erwartete der selbstbewusste, aber unbekannte Komponist von Giacomo Meyerbeer, der zu den einflussreichsten Persönlichkeiten von Paris zählte. Mit einem devoten Begleitschreiben übersandte Wagner die Partituren des Liebesverbot und des Rienzi und forderte Meyerbeer unverblümt auf, er möge sich doch für diese Werke bei den Pariser Opernunternehmen verwenden. Meyerbeer reagierte auf diesen Überfall mit berechtigter Zurückhaltung, schrieb ein unverbindliches Empfehlungsschreiben und ließ dem jungen Komponisten finanzielle Unterstützung zukommen. Doch Wagner ließ nicht locker: „Nehmen Sie meinen Kopf und mein Herz als Ihr eigen, mein Meister … Kaufen Sie mich darum!“

Aber Meyerbeers Empfehlungen fruchteten nicht. Eine Zeit bitterster Not begann für Wagner und seine Frau Minna, die bis zum Frühjahr 1842 andauerte. In dieser verzweiflungsvollen Lage fertigte Wagner in kürzester Zeit einen Prosaentwurf zu einer Oper Der Fliegende Holländer in schwerfälligem Französisch an, den er für 500 Francs der Pariser Opéra abtrat. Ein gewisser Pierre-Louis Dietsch vertonte den Text zu einer Oper. Unter dem Titel Le Vaisseau fantôme (Das Geisterschiff) wurde sie am 9. November 1842 uraufgeführt.
Kurz zuvor hatten die Wagners Paris schwer enttäuscht verlassen, um nach Dresden zurückzukehren, wo Wagner als Junge die Kreuzschule besucht hatte; im Gepäck seine eigene Holländer-Oper, die er in nur sieben Wochen komponiert hatte.

Doch zunächst fand am 20. Oktober 1842 die umjubelte Uraufführung seiner Oper Rienzi an der königlich-sächsischen Oper Dresden statt. Wenige Monate später – am 2. Januar 1843 – folgte der Fliegende Holländer. Es war ein Achtungserfolg, nicht mehr. Nach nur vier Vorstellungen wurde die Oper vom Spielplan abgesetzt.

Das Publikum hatte ein Gegenstück zum fünfstündigen Rienzi erwartet und war enttäuscht. Aber immerhin brachte sie Wagner die Stelle des „Königlich Sächsischen Hofkapellmeisters“ ein. Die Jahre des Miss erfolges und des Hungers lagen hinter ihm, die politisch angespannten vor ihm. Revolution lag in der Luft, die sich in Deutschland 1848 entlud.

Als im Mai 1849 in Dresden Straßenkämpfe ausbrechen, beteiligt sich Wagner aktiv an ihnen. Nach fünf Tagen wird der Aufstand niedergeschlagen. Der Königlich Sächsische Hofkapellmeister, der ab jetzt steckbrieflich gesucht wird, flieht mit falschem Pass in die Schweiz und wird bis 1860 deutschen Boden nicht mehr betreten dürfen.

Man würde also eine wesentliche Seite Wagners unterschlagen, wenn man nicht auch seine politische Gesinnung jener Jahre berücksichtigen würde. Begeistert vom Gedankengut der Frühsozialisten und des Vormärz, hatte Wagner zahlreiche Texte verfasst, in denen er seine Positionen zu Theaterreformen und politischer Programmatik verbindet. So lässt er seine Revolutionsgöttin in dem Pamphlet Revolution (1849) mit den Worten grüßen: „Ich bin das ewig verjüngende, das ewig schaffende Leben! Wo ich nicht bin, da ist der Tod! Ich bin die Hoffnung des Leidenden!

Ich vernichte, was besteht, und wohin ich wandle, da entquillt neues Leben dem toten Gestein. Ich komme zu euch, um zu zerbrechen alle Ketten, die euch bedrücken, um euch zu erlösen aus der Umarmung des Todes und ein junges Leben durch eure Glieder zu ergießen.“

Fast meint man, die Stimme Sentas zu hören. Mit Senta hatte Wagner sieben Jahre zuvor jene Vision von einer Frau geschaffen, die in seinen späteren Werken zu den kraftvollen, aktiven bis kriegerischen Heldinnen werden.

Senta – abgeleitet von Crescentia, der an sich, am Schicksal Wachsenden, ist durchdrungen vom Glauben an Utopien. Und die Frage drängt sich auf: Opfert sich Senta nur aus irdischer Liebe zum Holländer oder auch aus innerer Notwendigkeit heraus für eine viel größere Idee – nämlich das System zu sprengen, die Welt verändern zu wollen?

"Ich habe eine Welt
und diese Welt brennt!
Und wo etwas brennt,
da entsteht Kraft.
Und diese Kraft reißt mit!"
Christine Lavant (1915 – 1973)

Der Holländer: Martin-Jan Nijhof / Derrick Ballard (09.01.2026) / Lars Fosser (17.01.2026)
Daland: Dominic Barberi
Senta: Susann Vent-Wunderlich
Erik: Ilker Arcayürek / Kwonsoo Jeon (25.12.2025)
Mary: Nadia Steinhardt
Steuermann: Florian Wugk

Opernchor und Extrachor des Theater Osnabrück, Osnabrücker Symphonieorchester

Musikalische Leitung: Christopher Lichtenstein
Nachdirigat: Benjamin Huth (04.12. & 25.12.2025) / Seong-Bin Oh (08.11.2025, 09.01.2026)
Inszenierung und Ausstattung: Dennis Krauß
Choreographie und szenische Mitarbeit: Gal Fefferman
Choreinstudierung: Sierd Quarre
Dramaturgie: Juliane Piontek

Regieassistenz und Abendspielleitung: Sophia Winona Ackermann
Regiehospitanz: Katy Paulsberg
Ausstattungsassistenz: Lena Stühmeier
Inspizienz: Anja Flemming
Studienleiter: Markus Lafleur
Musikalische Einstudierung: Cecile Sagnier / Alfred Chen
Ausstattungshospitanz: Annabel Ahrensfeld
Theatervermittlung: Paula Römer
Bühnenmeister N.N.
Beleuchtung N.N.
Ton: Tim Klöpper

Technischer Leiter: Clemens Michelfeit · Produktionsleiter:
Felix Ridder · Bühnenmeister: Sascha Niebuhr · 
Beleuchtung: Julian Rickert, Dirk Priggemeyer · Ton:
Tim Klöpper · Requisite: Kira Strohschnieder, Michael
Janus · Maske: Lena Blecks, Klara Euler, Andrea
Jasper, Silke Ludger, Clara Wolf (BFD), Neven del
Canto, Thorsten Kirchner · Gaderobe Damen: Jana
Modrzejewski, Birgitt Tabor, Lydia Balck · Gaderobe
Herren: Tatjana Schwab, Arthur Schwab, Anja Peters ·
Dekorationswerkstätten: Tischlerei, Schlosserei,
Polsterei, Malsaal und Theaterplastik

Fotos: Matthias Horn

Dennis Krauß ist Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner in Personalunion und wird zum ersten Mal am Theater Osnabrück arbeiten. Über den langen Prozess von ersten Ideen bis hin zum Probenbeginn hat er Buch geführt.

05. August 2024
Ein Sommertag in Berlin. Erstes Gespräch mit der Musikdramaturgin. Noch nichts ist entschieden, aber als wir über Der Fliegende Holländer  sprechen, sind wir uns einig: Dieses Werk ist Aufbruch und Sturm, wie gemacht für einen jungen Regisseur. Auf dem Heimweg höre ich Sentas Ballade. Während die anderen Frauen fleißig in der Spinnstube arbeiten, streikt Senta und singt stattdessen diese Ballade von einem Geisterschiff. Keine Heilige, sondern eine Besessene.

27. September 2024
Mich erreicht die Zusage: Wir machen den Holländer in Osnabrück. Ich bin erschöpft von „Tristan“-Proben, von endlosen Wagner-Linien. Danach verordne ich mir eine Woche Wagner-Entzug. Aber im Kopf brennt bereits ein Bild: ein Strudel, dem alle Figuren versuchen zu entkommen. Nur Senta stürzt sich freiwillig ins Auge des Orkans.

22. Oktober 2024
Zu Besuch in Osnabrück. Ich zeige der Theaterleitung erste Entwürfe. Dabei spreche ich von den Bildern Edward Munchs, von seinen expressiven Darstellungen norwegischer Landschaften, die immer auch Seelenlandschaften sind. Darin Figuren, die in den Abgrund blicken. Am Abend besuche ich eine Vorstellung. Auf der Bühne Susann Vent-Wunderlich – sie wird die Senta singen. Eine Darstellerin mit Power und Präsenz, alles, was diese Rolle braucht. Am nächsten Tag telefoniere ich mit Christopher Lichtenstein, dem neuen Generalmusikdirektor und musikalischen Leiter unserer Produktion. Wir sprechen über die Besetzung, über Rhythmus, über Bewegung, über Verausgabung, über Wagner – das Bild im Kopf wird klarer.

15. November 2024
Modellabgabe. Über Wochen habe ich ein 3D-Modell im Computer entworfen, das nun in kleiner Runde von der Theaterleitung betrachtet wird. Ein expressiver Einheitsraum mit strudelartigem Gebilde – Steg, Klippe, Deck zugleich. Darüber ein schwebender Plafond aus Schiffsplanken. Ein Raum, der atmet. Der treibt. Jetzt geht es in die Ausarbeitung.

05. Dezember 2024
In meinem Berliner Atelier male ich stundenlang abstrakte Texturen auf Leinwand, bis ich eine Vorlage für die malerische Gestaltung der Bühne habe. Parallel beginne ich mit den Kostümentwürfen. Immer wieder blättere ich dabei durch einen Munch-Bilderband aus der Bibliothek, bis ich die Figuren vor mir sehe.

14. Januar 2025
Bauprobe im Theater. Ich stelle mein Konzept vor großer Runde auf der Bühne vor. Bevor es um technische Details geht, berichte ich auch von meiner Lektüre des Essays „Die Kunst und die Revolution“, den Wagner unmittelbar nach Erscheinen seiner Oper verfasste. Spätestens jetzt soll allen klar werden: Dieses Stück braucht keine romantische Piratenwelt, sondern eine revolutionäre Bewegung auf der Bühne.

18. Februar 2025
Werkstattabgabe. An einem großen Tisch sitzen alle Gewerke zusammen. Tischler, Schlosser, Maler, Requisiteure und Dekorateure bringen ihr Fachwissen ein und besprechen, ob und wie sich der Entwurf umsetzen lässt. Nach drei Stunden rauchen die Köpfe, aber es gibt einen Plan.

10. März 2025
Arbeitstreffen mit der Choreographin der Produktion. Wir hören die Musik und entwickeln eine gemeinsame Bewegungssprache. Uns schweben industrialisierten Arbeiterbewegungen in den Matrosen- und Spinnstuben-Chören vor und eine überhöhte Gestik der Solistinnen und Solisten, wie im Stummfilm. Unsere Überlegungen halten wir auf Video fest.

29. April 2025
Kostümanproben in der Schneiderei. Alle halbe Stunde ein neues Gesicht. Kragenhöhe, Ärmelweite und Rocklänge werden abgesteckt. Noch sind die Kostüme schwarz. Nächste Woche gehen sie dann in den Malsaal: gedecktes Blau für die norwegischen Matrosen, glühendes Rot für die Mannschaft des Holländers. Über 500 Einzelteile werden von Hand bemalt.

16. Mai 2025
Wieder daheim arbeite ich mit dem Klavierauszug. Seite für Seite ordne ich Szenen, Übergänge, Auftritte. Wer kommt wann, wohin – und wie schnell dreht sich die Bühne? Hunderte kleine Skizzen und Regieanmerkungen wandern in die Noten, bis sich das Stück wie ein innerer Film abspielt. Parallel dazu erreichen mich Fotos aus der Werkstatt: erste Farbschichten auf den Kostümen. Ich antworte – mehr Blau hier, weniger Weiß dort, Linie klarer herausarbeiten.

29. Juni 2025
Der Großteil der Kostüme und des Bühnenbildes liegen jetzt verpackt und beschriftet in der Werkstatt. Das Theater geht in die Sommerpause – für mich heißt das: sechs Wochen Ruhe vor dem Sturm, denn nach den Ferien beginnen die Proben.

 

Was gespielt wird

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