Wie es euch gefällt
William Shakespeare
Deutsch von Thomas Brasch
Komödie mit Live-Musik
Theater am Domhof
Premiere 11.10.2025
Einführung: 30 Minuten vor Beginn
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 40 Minuten, inkl. einer Pause
"[…] genial! Ein riesengroßer Spaß"
Kerstin Broszat, OS Rundschau
Zwei Herzöge, zwei adlige Töchter, zwei junge Edelmänner, zwei Narren und zwei Schäfer:innen – mehr braucht Shakespeares wohl tiefgründigste Liebeskomödie nicht. Die Bühne wird zum Spielplatz der Liebes- und Lebensentwürfe, zu einer Parallelwelt, in der gesellschaftliche Normen und Werte außer Kraft gesetzt sind und das Diktat des „Normalen“ sich verflüchtigt. Eine Utopie? Vor dem Zorn des tyrannischen Herzogs flieht Rosalind als Mann verkleidet mit ihrer Cousine und dem Narren in den Wald von Arden. Auch der verliebte Orlando muss das Königreich verlassen und trifft im Wald auf seine verkleidete Rosalind, die er aber nicht erkennt.
Für Rosalind eine einmalige Chance, seine Gefühle auf den Prüfstand zu stellen. Ein sich immer schneller drehender Reigen der entflammten Herzen entsteht, zwischen Schwärmerei und Schwermut lösen sich die Zwänge der Realität auf.
„Für einen kurzen Moment gerät im Wald von Arden alles ins Schweben. Aus Ernst wird Spiel und umgekehrt. Wer ist Mann und warum Frau? Und was ist, wenn ich beides bin, die Grenzen sich auflösen? Das Stück fragt mich: Wo bin ich frei, wo nicht?“
Christian Schlüter, Regisseur
Immer spielt ihr und scherzt?
Ein kalter, roher und von Angst erfüllter Hof und ein warmer, beinahe magisch liebesfördernder Wald sind zwei diametral gesetzte Spielorte des Stückes. Herzog Frederik herrscht als Ursupator am Hof, sein Bruder Herzog Senior, der vom Thron gestoßen wurde, lebt nun mit seinem Gefolge im Ardenner Wald. Rosalind, die Tochter des Verbannten, lebt mit ihrer Cousine Celia, der Tochter von Herzog Frederik, zu Beginn noch am Hof. Nach einem Ringerkampf zwischen dem Hofringer Charles und dem jungen Edelmann Orlando wird Rosalind jedoch verbannt. Aus Solidarität schließt Celia sich ihr an, und verkleidet als Schäfer Ganymed und dessen Schwester Aliena ziehen sie – den Hofnarren Touchstone im Gepäck – in den Wald. Auch der junge Edelmann Orlando, der sich gerade noch beim Ringerkampf behauptet hat, muss fliehen; sein Vater war dem herrschenden Herzog Frederick ein Feind. Gut, dass sich Orlando und Rosalind beim Ringkampf noch kurz ins Auge blicken und (wie es sich für eine Liebeskomödie gehört) verlieben konnten. Immer spielt ihr und scherzt?
"Ihr müsst! O Freunde!
Mir geht dies in die Seele,
denn dies müssen
Verzweifelte nur"
Die Scherzhaften Friedrich Hölderlin
In Momenten tragischer Not entscheiden sich Celia und Rosalind für das Spiel. Sie fliehen nicht nur vor dem Hof, sondern auch einfach in ein anderes Stück. Im Wald werden sie zu Regisseurinnen, die die Welt, in der sie leben, aktiv gestalten. Sie entscheiden sich, das Genre von Tragödie zu Komödie zu wechseln – und gehen souverän und selbstbestimmt mit sich als Figuren um. Damit sagen sie auch: Die Identität eines Individuums kann (und darf ) von diesem selbst gewählt werden. Der Wald wird zum Schauplatz des wilden Liebesreigen: alteingesessene Schäfer:innen als Spezialisten im Wechselspiel der Liebe, der junge Orlando, der liebestrunken den Namen Rosalind in alle Bäume (und auf alle Zettel) ritzt; Rosalind, die seine Liebe mit einem Rollenspiel auf den Prüfstand stellt, während Celia dieses skeptisch beäugt und Touchstone im Wald zu neuen Leidenschaften findet. Das Gefolge des Herzogs Senior blickt derweil interessiert auf die mit den Waldregeln noch nicht vertrauten Neuankommlinge. Die verliebten Schäfer:innen sind
Shakespeares – zum Teil augenzwinkernde – Annäherungen an den damals äußerst beliebten Topos des Pastoralromans. Die sogenannten Pastoralen, eine Kunstform, die das einfache Leben in der Natur idealisiert und die Schäfer:innen zu Symbolfiguren reiner, unverdorbener Liebe macht, gehörten im elisabethanischen Zeitalter zu den beliebtesten Genres der Liebesliteratur.
1590 veröffentlichte Thomas Lodge seinen Prosaroman Rosalynde. Euphues Golden Legacy, aus dem Shakespeare den Grundplot und die meisten Figuren entlehnte. Während man das Bild des schwärmerisch vor sich hin seufzenden Schäfers heute kaum noch ernst nehmen kann, ist die Sehnsucht nach einem einfachen Leben in der Natur nach wie vor genauso präsent wie vor 400 Jahren. Noch immer reisen Städter:innen in ihrer Freizeit in die Natur, um zu gärtnern und mit weniger Komfort zu leben, um fern von Kommerz und Digitalisierung zu sich und zueinander zu finden. Das imaginierte Ich auf dem Land wird dabei fast zu einer Rolle, in der man, Unkraut jätend, zu einem besseren und glücklicheren Menschen werden kann.
Und genauso funktioniert auch der Ardenner Wald: In ihm wird Selbstfindung möglich, und Identität kann ausprobiert werden. So wie Rosalind, die als Ganymed mutig Kontrolle übernimmt, gibt der Wald jeder Figur, jedem Menschen die Möglichkeit, andere Facetten ihrer Identität auszuprobieren. „William Shakespeare nimmt Bezug auf alle Aspekte menschlichen Daseins. In wirklich jedem seiner Stücke wird das Niedrige – der Dreck, der Gestank, das Elend des gewöhnlichen Lebens – mit dem Schönen, Reinen und Erhabenen verwoben.“ (Peter Brook, Mein Shakespeare: The Quality of Mercy). Der Autor selbst steht bei der Uraufführung von Wie es euch gefällt 1599 genau in der Mitte seiner Schaffenskarriere und weiß, was das Publikum will. Während der Titel, Wie es euch gefällt, zum einen genau darauf hindeutet, kann man ihn auch so lesen, dass die Figuren im Stück „so handeln, wie es ihnen gefällt“ – also die Identität annehmen, die sie wünschen.
Und mit dem Monolog des melancholischen Jacques, der im Wald verkündet, dass die ganze Welt eine Bühne sei und Frauen wie Männer nichts als Spieler, wird dieses wichtige Thema der Identitätskonstruktion noch einmal an prägnanter Stelle betont. Genau das macht diesen rund 400 Jahre alten Text so verblüffend modern. Aber dieses Spielen – das SichVerwandeln, das Sich Ausprobieren – haben wir vielleicht ein wenig verlernt.
Der Soziologe Richard Sennett beschreibt in Die Tyran-nei der Intimität (1977) den Verfall des öffentlichen Lebens und beklagt, dass der moderne Mensch zu sehr auf „Authentizität“ fixiert ist. Früher, so Sennett, boten uns gesellschaftliche Rollen Schutz, Distanz und Freiheit. Heute glauben wir nur dann echt zu sein, wenn wir unser Innerstes gänzlich entgrenzt offenbaren. Doch Shakespeare zeigt uns das Gegenteil: Im Ausprobieren verschiedenster Rollen offenbaren sich neue Möglichkeiten eines anderen Ichs. Und mit der Grundthese, dass die ganze Welt ein besserer Ort wäre, wenn wir alle mehr spielen würden, soll der Ardenner Wald auch eine Einladung an Sie sein: Spielen Sie mit!
Kerstin Broszat, OS Rundschau
Die Sounds der 80er holen das Publikum ab, das Ensemble könnte jedes 11 Bravo-Hits-Album veredeln.“
Werner Hülsmann, ON
Hinweis: In den Vorstellungen am 14.11. und am 16.11.2025 spielt Amélie Althaus die Rolle der Celia.
Herzog Frederick / Herzog Senior: Sascha Maria Icks
Rosalind: Amaru Albancando
Celia: Solveig Eger
Orlando de Boys: William Hauf
Touchstone: Thomas Kienast
Le beau / Jaques: Ronald Funke
Oliver de Boys/ Lord 1 / William: Annika Martens
Lord 2 / Phoebe / Audrey : Stefan Haschke
Ringer Charles / Silvius: Verena Maria Bauer
Statisterie:
Mara Bos, Herbert Brate, Patrick Lommatzsch , Matthias Pfordt, Peter Strate, Jasmin Thies, Ulrike Kerschkamp , Sandra Knauer , Kathrin Gonzales Flores, Nadia Günther, Lisa-Marie Krone, Flavio Redecker
Live-Musik:
Gitarre und Bass: Augustin Zimmer /
Moritz Ley (22.10., 26.10., 14.11., 21.11., 11.12.2025)
Synthesizer: Martin Brunner
Schlagzeug: Konstantin König
Inszenierung: Christian Schlüter
Bühne: Anna Bergemann
Kostüme: Lucia Frische
Musikalische Leitung : Augustin Zimmer
Choreographie: Miyuki Shimizu
Dramaturgie: Kundry Reif
Regieassistenz und Abendspielleitung: Linda Wiechers
Ausstattungsassistenz: Hannah Runge
Inspizienz: Kiki Timm
Regiehospitanz: Flavio Redecker
Ausstattungshospitanz: Inga Engelmeyer
Soufflage: Astrid Willnow-Herrmann
Theatervermittlung: Paula Römer / Leonie Müller von Klingspor
Bühnenmeister: Richard Dannemann
Beleuchtung: Julian Rickert
Ton: Manuel Sieg
Technischer Leiter: Clemens Michelfeit · Produktionsleiter: Felix Ridder · Bühnenmeister: Richard Dannemann · Ton: Manuel Sieg · Requisite: Volker Witte, Nina Paulsmeyer · Maske: Ina Bollien, Klara Euler, Meike Meiners · Damengarderobe: Naomi Michel · Herrengarderobe: Leon Reith · Dekorationswerkstätten: Tischlerei, Schlosserei, Polsterei, Malsaal und Theaterplastik
Fotos: Joseph Ruben
Zusatzmaterial zur Vor- und Nachbereitung finden Lehrer:innen und Pädagog:innen in unserer TastCard.
Annika Martens, Sascha Maria Icks, Stefan Haschke, William Hauf
Amaru Albancando
Verena Maria Bauer, William Hauf, Amaru Albancando, Stefan Haschke, Sascha Maria Icks, Annika Martens
Solveig Eger, Amaru Albancando
Sascha Maria Icks, Ronald Funke, William Hauf, Annika Martens, Stefan Haschke
Amaru Albancando, William Hauf
Stefan Haschke, Amaru Albancando, Verena Maria Bauer, Sascha Maria Icks, William Hauf, Solveig Eger, Annika Martens
William Hauf
Solveig Eger, Annika Martens, Amaru Albancando
Thomas Kienast, Stefan Haschke
Amaru Albancando, Verena Maria Bauer
Thomas Kienast, Solveig Eger, Amaru Albancando
William Hauf, Annika Martens, Stefan Haschke
William Hauf, Verena Maria Bauer
Solveig Eger
Stefan Haschke, Thomas Kienast
Sascha Maria Icks, Verena Maria Bauer, Thomas Kienast, Solveig Eger, Statisterie des Theater Osnabrücks