MONTAGSSPIELER

Feuerschlange

30.04.2023, 19:30 Uhr · emma-theater
Dauer: 2 Stunden 15 inkl. Pause

von Philip Löhle 

Die Osnabrücker Theatergruppe „Die Montagsspieler“, die nun schon seit 30 Jahren an der VHS Osnabrück besteht, hat sich in den vergangenen Jahren schon immer mit aktuellen zeitkritischen Themen beschäftigt. Wie schnell ihr neuestes Stück Feuerschlange des Autors Philipp Löhle mit Beginn des Ukrainekonfliktes an beängstigender Aktualität gewonnen hat, war zur Zeit der Auswahl des Stückes nicht ansatzweise absehbar.

Es sind zum Teil historisch belegte Szenen, die der Autor in verschiedenen Stilen und Formen aufbereitet hat.

Als Philipp Löhle las, dass Beamte des Bundeswirtschaftsministeriums in mexikanische Waffendeals involviert sind, begann er für ein Theaterstück zu recherchieren und stieß dabei auf den schwäbischen Waffenhersteller Heckler & Koch und dessen Verwicklungen in problematische Waffenexporte. Denn eines der weltweit meistverkauften Sturmgewehre - hergestellt in einer schwäbischen Kleinstadt - ist auf etlichen Fotos abgebildet, auf denen mexikanische Drogenkiller oder syrische IS-Kämpfer posieren. Wie kann es trotz strikter Auflagen für Rüstungsexporte dazu kommen?

So setzt sich der Abend mit Fragen auseinander, wie etwa: Macht sich der, der die Waffe herstellt, mitschuldig? Ist die Waffenindustrie ursächlich daran beteiligt, dass Kriege forciert oder verlängert werden?

In Feuerschlange wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.: Da ist einmal der titelgebende Bezug zur aztekischen Mythologie mit ihrem Kriegs- und Sonnengott Huitzilopochtli und seiner Waffe: der Feuerschlange. Oder aber der Papa von Amanda, der in der Schule von seinem außergewöhnlichen Job als Rohr-Richter bei ‚Lecker und Loch‘ in der Waffenproduktion berichtet. Und nicht zuletzt mehrere deutschen Ministerien, die Waffendeals nicht verhindern können - oder wollen?

Natürlich geht es in dem Stück thematisch stark überspitzt, aber auch sarkastisch-komisch zu. Angesichts des seit Februar 2022 brandaktuellen Realität und Brutalität des Ukrainekonflikts und der damit verbundenen erneut aufflammenden Diskussionen über Waffenexporte, kommt das Publikum nicht umhin, seine ganz persönlichen Bewertungsmaßstäbe in Frage zu stellen.

 
 
30.04.2023So. 19:30

Pressestimmen


Feuerschlange bedient sich dokumentarischen Materials, verweigert sich allerdings einer abschließenden Klärung der Verhältnisse. Vielmehr wandelt sich das Thema Waffenherstellung zur Frage nach einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung jenseits von halblegalen Exportverfügungen auf staatlicher Ebene. Was passiert, wenn Kinder im Sprechchor grinsend die Moral verabschieden und polemisch befinden, dass ein einzelner Mensch eh kaum Einfluss auf das Weltgeschehen hat? Braucht es erst ein Theaterstück, das einem in vierzehnfacher Ausführung die Zukunft vor die Nase setzt, um sich bewusst zu werden, dass das kein Infoabend zum Thema Waffen ist, sondern zum Thema Zukunft? (die tageszeitung)